Null-Abfallgesellschaft - Mythos oder Realität?
Unsere menschliche Geschichte ist geprägt durch unsere Aktivitäten und den Umgang mit Rohstoffen. Dies ist auch verbunden mit unerwünschten „Nebenprodukten“, die auch als Abfall bezeichnet werden. Die Natur hat über Jahrmillionen ausgeklügelte Wege zur Verwertung ihrer eigenen Abfälle entwickelt. So wissen wir z. B., dass kein Wald an Laub und Totholz erstickt. Alle Produkte und Nebenprodukte stehen in einem Gleichgewicht und bilden einen ökologischen Kreislauf. Der Mensch dagegen, hat es in einer relativ kurzen Zeit geschafft, neuartige Materialien und Produkte zu entwickeln, die in einem natürlichen Prozess nicht hätten entstehen können. Dies brachte zwar große Vorteile und Wohlstand für die Menschheit aber auch zahlreiche Nachteile und Probleme für die Umwelt.
Die überproportionale Zunahme der Mengen und Konzentration an Restmaterialen ist kaum in einem natürlichen Kreislauf integrierbar. Spätestens seit Beginn der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und bis heute leiden wir zunehmend an den Zuwachs unserer Müllberge und der Verschlechterung der Boden-, Wasser- und Luftqualität. In Deutschland wurden erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die ersten Versuche unternommen, um die Schutzgüter vor den negativen Einwirkungen zu bewahren. Es sind seitdem große Erfolge bei Abfallvermeidung und -Beseitigung erzielt worden. Durch Recyceln, Sortieren und Trennen entstehen die sogenannten Sekundärrohstoffe, die in neue Produkte umgewandelt werden können.
Problematisch anzusehen ist die rasante Entwicklung von neuartigen Materialen und Produkten wie Nanomaterialien, hochkomplexe Verbundstoffe, schwachradioaktive Stoffe und elektronische Bauteile in Verbindung mit immer strenger werdenden Umweltauflagen. Wohin mit diesen Materialien, wenn sie ausgedient haben, ist bei weitem noch nicht geklärt. Eine sichere Verwahrung ist eine mögliche und preiswerte Lösung, führt jedoch zu einer Zunahme der Mengen der Problemabfälle und Weitergabe der Verantwortung an die nächsten Generationen.
Die Vorlesung ist Teil der öffentlichen Ringvorlesung „Müll - Klappe zu und weg?“ im Studium generale der HTWK Leipzig. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.