Die Industrialisierung(en): Wohlstand durch Ungleichheit
Die Vorlesung nimmt verschiedene Industrialisierungsprozesse des 18. bis frühen 20. Jahrhunderts in den Blick und analysiert deren Folgen für die Wohlstandsentwicklung der Menschen. Sie greift auf das Außenhandelstheorem von David Ricardo zurück, wonach Handel, der aus der Verschiedenheit der ökonomischen Rahmenbedingungen, d.h. aus Ungleichheit, resultiert, zum Steigen des Wohlstandes der beteiligten Handelspartner führt. Eine derart verstandene Ungleichheit stellt einen wesentlichen Bestandteil des sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts herausbildenden Konzepts von Weltwirtschaft dar, wie es bis in das beginnende 21. Jahrhundert hinein international Akzeptanz gefunden hat. Auch wenn Industrialisierung per se noch kein Wohlstandsversprechen gibt, wurden im Laufe der Jahrzehnte doch mehr und mehr Wohlstandserwartungen erzeugt („Wohlstand für Alle“), auch wenn diese nicht immer erfüllt werden konnten und sogar neue Ungleichheiten erzeug(t)en.
Markus A. Denzel, Studium und Promotion in Bamberg, Habilitation in Göttingen, zahlreiche Lehrstuhlvertretungen, 2000-2015 Gastprofessur an der Freien Universität Bozen; seit 2002 Inhaber des Lehrstuhls für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Leipzig, 2005-2008 und seit 2022 Dekan der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Regionalwissenschaften; Mitglied der Academia Europea, der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, des Comitato Scientifico und der Giunta des Instituto F, Datini in Prato sowie zahlreicher gelehrter Gesellschaften. 1998 Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG und des BMBF.