Auf dem Weg zur Offenheit des Bildungsbegriffs: Wie wollen wir leben? Was will ich wirklich?
Wir leben im Wohlstand und Frieden in Deutschland und trotzdem wächst die Zahl der Menschen, die eine Unzufriedenheit spüren, die eine grundsätzliche Erschütterung gewohnter Systeme mit sich bringt. Diese zeigt sich auch im Bereich von (Hoch-)Schule und Bildung. Trotz jahrzehnterlanger Reformbemühungen ist kein Anwachsen der Zufriedenheit bei den Beteiligten zu erkennen. Damit ist es an der Zeit tiefer zu fragen: Muss es primär gar nicht um Reformen gehen, sondern um radikale, also bis an die Wurzeln der Systeme reichendes Nachdenken? Ist unsere aktuell vorherrschende Vorstellung von Bildung überhaupt umfassend, menschengemäß und lebensbejahend? Könnte es sein, dass wir eine Grundentscheidung brauchen, wie wir Mensch und Leben sehen, um überhaupt erst zu einer gelingenden Bildung in der alltäglichen Praxis kommen zu können?
Es soll der Idee nachgegangen werden, dass der Mensch grundsätzlich lern- und bildungswillig ist und dass Bildung aus der Reduktion auf “Aus-Bildung“ und dem Primat eines ökonomischen Nutzens ausbrechen muss. Stattdessen gerät dann die eventuell auch beängstigende Frage „Was will ich wirklich?“ in den Blick, die eine Offenheit auf wirklich Neues mit sich bringen kann. Ein individuelles Mitdenken und –handeln jedes einzelnen ist die Folge. Andersartige, konkrete, demokratische Bildungs- und Gestaltungsmöglichkeiten können daraus erwachsen.
Die Vorlesung ist Teil der öffentlichen Ringvorlesung „Zwischen Humboldt und Bologna - Bildung im Widerstreit der Interessen“ im Studium generale der HTWK Leipzig. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.